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Lernen

Was Lernbegleiter über das Lernen wissen sollten

Was ist Lernen überhaupt?
Bevor wir uns mit Lern- und Entwicklungswegen beschäftigen können ist es notwendig, dass sie als Lernbegleiter
ein paar grundlegende Kenntnisse über Lernen und Lernprozesse haben.

 

Zunächst einmal müssen wir ein häufiges Missverständnis ausräumen:


"Lernen" wird von vielen Menschen als "Wissen aufnehmen und behalten" verstanden.


Dieses Verständnis von Lernen ist hauptsächlich durch unsere Erfahrungen aus der Schulzeit geprägt.

Lernen ist aber selbstverständlich wesentlich mehr als das!

 

Eigentlich muss der Mensch praktisch alles lernen, was er braucht, um in seiner Umwelt leben und handeln zu können:
Wir Menschen können die wenigsten Dinge von Geburt aus, das meiste – wie gehen, sprechen, Essen, Essen zubereiten, Fahrrad fahren, Konflikte lösen, sich in der Gemeinschaft zurecht finden, rechnen, lesen, schreiben, eine Maschine bedienen, ein Handy bedienen, sein eigenes Leben organisieren und noch unendlich viel mehr- muss er sich im Laufe seines Lebens erst aneignen, eben: lernen.

 

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Menschliche Entwicklung und Lernen

Menschen sind bei der Geburt hilflose Wesen die fast alle Dinge erlernen müssen. Im Unterschied zu verschiedenen Tieren die, dank ihrer Instinkte von vorherein über viele grundlegende Fähigkeiten verfügen.
Lernen kann also ganz breit gefasst als Prozess der Selbstwerdung und Selbstentwicklung des Menschen betrachtet werden.
Hinter jeder Veränderung (nicht: ihres körperlichen Zustands) steckt ein bewusster oder unbewusster, gewollter oder nicht gewollter – Lernvorgang, mit dem sich der Mensch an die Anforderungen und Bedingungen seiner Umwelt anpasst und sich dadurch selbst prägt, formt und hervorbringt.

 

Dabei gibt es unterschiedliche Lernebenen:

 

•    Wissen
•    Fertigkeiten
•    Fähigkeiten
•    Kompetenzen
•    Einstellungen und Haltungen, Werte
•    Selbstbilder

Wir müssen also nicht nur lernen, wenn wir die Welt gedanklich erkennen und verstehen wollen, sondern auch, wie wir uns in ihr verhalten können und sollen, wie wir ihre Herausforderungen bewältigen können.
Und wir müssen auch lernen, wie wir mit uns selbst umgehen, mit unseren Gefühlen und Empfindungen, oder welche Ziele wir uns setzen. Es ist natürlich auch ein Lernvorgang, wenn wir Eigenschaften und Gewohnheiten bilden oder ablegen, wenn wir unser Verhalten oder unsere Überzeugen ändern u. Ä. .

Wie lernt man nun all das? Wie geht Lernen vor sich?

Lernen ist ein spontaner, primärer Prozess, den zumindest ein gesunder Mensch nicht erst lernen muss, sondern als eine selbstverständliche, zunächst ganz unbewusste Kraft mitbringt.

Wenn man kleine Kinder beobachtet kann man sich ganz leicht davon überzeugen. Sie lernen andauernd und mit Spaß! 

Kinder lernen spontan, frei, freudig, intensiv, mit allen Sinnen und ohne Belohnung.
 

Dennoch erleben wir, dass bei Jugendlichen und Erwachsenen dieser Lernenthusiasmus sehr stark nachgelassen hat oder sogar verweigert, vermieden, abgewehrt wird.


Hier stellt sich die Frage: „Was ist passiert, dass diese ursprüngliche Kraft des Lebens versiegt ist, und welche Hindernisse und Blockaden müssen weggeräumt werden, damit sich diese Kraft wieder entfalten kann?“

Die entscheidende und fruchtbare Frage ist: „Was hindert Menschen eigentlich am Lernen?“
 

Wie funktioniert Lernen?

 

Lernen durch Handeln

Viele Bildungs- und Weiterbildungsinstitutionen sind, von einem kognitiven (= auf Wissen bezogenen) und rationalistischen Verständnis des Lernens geprägt. Demnach besteht der Akt des Lernens vor allem in der Aufnahme und dem Behalten von Wissen, bestehend aus Informationen und theoretischen (gedanklichen) Zusammenhängen bzw. Deutungen. Lernen ist nach diesem Verständnis ein Akt der Bewusstseinsbildung und -erweiterung.
Für die berufliche Bildung wird es in der heutigen Zeit allerdings immer wichtiger nicht nur zu Wissen, sondern auch handlungsfähig zu sein.


Gelerntes Wissen führt keineswegs immer und selbstverständlich zu entsprechendem Handeln!


Um neu oder verändert zu handeln, genügt es nicht, lediglich neues Wissen und Denken aufzunehmen und zu üben. Etwas praktisch tun zu lernen – Fahrrad fahren, kundenorientiert zu beraten, soziale Konflikte lösen usw. – geht einfach nicht nur über den „Kopf“.
Erstaunlich ist, dass Lernen durch handeln, also Können vorhanden ist, ohne dass zuerst entsprechend Wissen gelernt wurde. Betrachten wir das Beispiel des Fahrradfahrens. Im Allgemeinen haben Menschen, die gut Fahrradfahren können, dies nicht über die Vermittlung einer Theorie des Fahrradfahrens gelernt.
Solche Handlungen lernt man offenbar auf anderen Wegen als auf denen über das Bewusstsein und die Aufnahme von theoretischem Wissen. Das bedeutet keineswegs, dass Letzteres überflüssig wäre.
Vermutlich hat ein Großteil derer die Fahrradfahren können es dadurch gelernt, dass wir uns aufs Fahrrad gesetzt haben und einfach unbefangen probiert haben. Das hat im Regelfall nicht auf Anhieb geklappt, einige Stürze und aufgeschürfte Knie waren unvermeidlich, aber letztlich konnten wir es dann irgendwann. Hilfreich war dabei vielleicht die stützende Hand eines Erwachsenen, der manchen Sturz verhindern konnte, bevor wir das richtige Gefühl für Balance ausgebildet hatten – aber lernen mussten wir selber, und zwar ohne Theorie, allein durch Tun. 

Das Pädagogische Paradox

 

Das fundamentale Gesetz des praktischen Lernens, also des Lernens von Handlungen:

 


"Man lernt Handlungen dadurch, dass man tut, was man erst lernen will. Man lehrt Handlungen dadurch, dass man die Lernenden in Situationen bringt, die zu bewältigen sie lernen sollen"

Lernprozess der Erfahrungshandlung

Der Lernprozess kann folgendermaßen beschrieben werden:

Der Lernprozess kann folgendermaßen beschrieben werden: 

 

•    Zunächst tritt eine Situation (Handlung) auf die mit den bisherigen Vorerfahrungen nicht spontan lösbar ist. (Gefühl der Überraschung, Unzufriedenheit und Zweifel)
•    Es folgt eine Denkphase bei der durch umdenken, neu sortieren usw. eine Lösung entwickelt werden soll. Alle Konsequenzen werden durchdacht.
•    Neues Ausprobieren: „Rahmenexpertiment“
•    Das „Experiment“ wird genau beobachtet und evaluiert. Wird das gewünschte Ergebniss erzielt?
•    Im Falle des Scheiterns werden weitere „Lernschleifen“ gedreht (Durchdenken, Lösungswege entwickeln) bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird. 
•    Im Erfolgsfall hat sich neues Handlungskönnen gebildet über diesen Prozess der „Reflexion der Handlung“.
•    Der Lernprozess und das Können sollten nachträglich bewusst gemacht werden. (reflection-on-action)

(D. Schön und D. Kolb)

Durch die Untersuchungen u.a. von D. Schön konnten fundamentale Einsichten über das paradoxe Phänomen des Lernens vermitteln:

•    Eine Lernsituation setzt unbefangenes Aufgreifen der Situation voraus.
•    Sie beginnt damit, dass Widerstände, Überraschungen auftreten etwas nicht so abläuft, wie man es gedacht hat.
•    Das Lernen verlangt eine innere Auseinandersetzung mit der Situation, fordert also Aktivität, sich nicht mit dem zufrieden zu geben und es nicht einfach hinzunehmen, dass etwas nicht gelingt.
•    Lernen ist immer ein experimenteller Vorgang, ein Ausprobieren.
•    Lernen ist mit begleitender Selbstreflexion, Selbstkritik, und Selbstüberprüfung verbunden und hat etwas mit einer forschenden Grundhaltung zu tun.
•    Lernen geht nicht ohne wiederholtes Scheitern, nicht ohne Fehler und Irrwege.
•    Lernen verlangt, am Ball zu bleiben, sich nicht abschrecken zu lassen, durchzuhalten und es so lange zu probieren bis es klappt

Bewertung 2 von 5 Sternen

»Man kann einem Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.«

Galileo Galilei

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